Der Atlantik war in diesem Jahr an meinem Geburtstag unglaublich großzügig und überraschte mich mit einer spektakulären Pottwal- (Physeter macrocephalus) Sichtung. Vor der großen Show waren wir kurz Zeugen, eines leider allzu häufig auftretendes Ereignis. Ein junger Gelbschnabelsturmtaucher (Calonectris borealis) ruhte mit etwas im Schnabel an der Wasseroberfläche, und unsere Crew und unsere Gäste brauchten nicht lange, bis wir merkten, dass es sich um ein kleines, hellblaues Stück Nylon aus einem Fischernetz handelte.
Verlassene oder verlorene Fischernetze, auch Geisternetzegenannt, oder ihr zerrissenes Jetsam sind nur ein kleiner Teil des enormen Plastikproblems, das weltweit verschiedene Meeresvogelarten bedroht. Das giftige Material stört ihre Ökosysteme in allen Formen und Größen wie eine unvermeidliche Epidemie, die häufig geschluckt werden oder zu Verletzungen führen. Das Absterben von Meeresvögeln, besonders in sehr abgelegenen Gebieten wie der berühmten Insel Midway, macht diese Tiere zu echten Botschaftern für das Plastikproblem in unseren Ozeanen.
Wie bei den meisten Meerestieren besteht eine der größten Gefahren, denen Vögel durch Plastik ausgesetzt sind, darin, sie für Beute zu halten und sie zu verschlingen. Es ist nicht nur eine hochgiftige Substanz, die in das Gewebe eindringt und das Tier langsam vergiftet, das Material verstopft auch Mägen und Atemwege, was dazu führt, dass der Wirt langsam verhungert und elendig stirbt. Scharfe Kunststoffteile können auch zu Verletzungen und inneren Blutungen führen. Besonders betroffen sind die Mitglieder der charismatischen Meeresvogelfamilie der Röhrennasen (Procellariiformes), wie unser gesichteter Gelbschnabelsturmtaucher. Viele dieser hochpelagischen Vogelarten jagen mesopelagische, biolumineszierende Kreaturen, und finden solche farbige Kunststoffteile besonders verlockend. Sobald die Tiere ihre Verwechslung bemerken, sind sie aber nicht in der Lage, die Partikel wieder rauszuspucken, und sie haben einen kleineren Kaumagen als die meisten Vögel, welches dazu beitragen könnte, das unerwünschte Material aus ihrem Körper auszuscheiden.
Die Tragödie gipfelt in ihrer rauesten Form auf Midway, einer abgelegenen Insel im Nordpazifik, die leider aus sehr traurigen Gründen bekannt ist. Ökologen waren schockiert, als sie sahen, dass dieser wichtige Vogellebensraum mit toten Albatros-Küken übersät war, die nach dem Verzehr von Plastik, das ihnen von ihren unwissenden Eltern zugeführt wurde, verhungert waren. Wie alle anderen Röhrennasen haben Albatrosse nur einen Nachwuchs pro Jahr, daher zählt jedes Küken für das Überleben der Population. Die jungen Küken sind nicht in der Lage, das giftige Material hoch zu würgen, das ihnen schließlich den Magen verstopft, was zu einem unvermeidlichen, qualvollen Tod führt. Der Fotograf Chris Jordan hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kadaver von Albatros-Küken zu fotografieren, deren Mägen mit Plastik gefüllt sind. Und ja, ich spreche in der Gegenwart; sind. Denn auch nachdem sich der Körper des Kükens zersetzt hat, bleiben die bunten Plastikkappen, Zahnseide, Nylongewebe usw. erhalten. Dies unterstreicht ja einen weiteren besorgniserregenden Aspekt des Plastik-Problems; der Stoff zersetzt sich nicht. Es wird einfach in winzig-kleine Teile vom Meer zerkleinert, welche als Mikroplastik bekannt sind, und als bioakkumulierende Stoffe im marinen Nahrungskette noch ein weiteres beuhruhigendes Problem hervorrufen.
Mein Geburtstag war im November, die Begegnung mit diesem jungen Gelbschnabelsturmtaucher habe ich jedoch nicht vergessen, weil ich ein Teil dieses zutiefst beunruhigenden Problems bin. Deshalb ist die Konfrontation mit dem Plastik-Problem so schwierig und schmerzhaft für uns. Wir können nicht alle anderen beschuldigen. Wir alle benutzen es obwohl wir alle wissen, was damit geschiet.
Dies ist kein fröhlicher Blog, ich weiß, aber wir können nicht einfach wegschauen und müssen uns solche Tatsachen stellen. Ich werde den Geburtstagsvogel nicht vergessen und das sollten Sie auch nicht.
Von Paula Thake
P.S : Wenn Sie sich für das traurige Schicksal der Vögel von Midway interessieren, schauen Sie sich Chris Jordans Film „Albatross“ an. Folgen Sie diesem Link, um sich den Trailer anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=iJnrABfEF1o