„Die ganze Welt ist am singen… wir hören einfach nicht mehr zu“ Dr. Christopher W. Clark, Cornell Bioakustik Labor
Wenn man als Whale-Watching Guide arbeitet, erlebt man inspirierende Momente; es ist ein fantastischer Job mit wunderbaren Begegnungen mit Tiere in ihren natürlichen Lebensraum. Der heißer, sonniger August-Nachmittag begann wie viele anderen diesen Sommer. Wir düsten raus auf unser Schnellboot, Stenella, und wurden vom großzügigen Atlantik schon bald mit einer interaktiven Schule von Delfinen begrüßt. Wir waren also schon sehr aufgeregt bevor das Highlight des Tages, und ehrlich gesagt auch meinen Sommers, geschah.
Unser Späher sagte uns dass, sich eine kleine Gruppe von Pottwalen in Küstennähe westlich von Calheta zwischen Jardim do Mar und Paul do Mar, sich befand und, klarerweise, rasten wir zum Ort des Geschehens. Die Gruppe war am Anfang etwas verteilt. Wir beobachteten zwei größere Weibchen an der Wasseroberfläche, die ein paar Seichttauchgänge machten bevor sie ihre Fluke hebten und in die Tiefe des Atlantiks verschwanden. Gleich im Anschluss entdeckten wir eine dichte Gruppe von Weibchen und ihren Kälbern in unmittelbarer Nähe unseres Bootes. Die Jungtiere sind sehr neugierig und schwimmen oft auf unsere Boote zu um uns zu inspizieren, bevor der Rest der Herde nachschwimmt. Genau das ist an dem Tag passiert und hat uns somit eine Sichtung geschenkt die ich lange nicht vergessen werde. Zusätzlich, wurde diese Versammlung solcher sanften Riesen Unterwasser von unserem Skipper aufgenommen und uns damit die Sichtung von einer ganz anderen Perspektive gezeigt.
Das kleinste Kalb der Herde war das erste Tier neben der Stenella und wurde vorsichtig von den restlichen Gruppenmitgliedern gefolgt. Die Tiere inspizierten das Boot durch „spy-hopping“ Verhalten und welzten sich an der Wasseroberfläche. In der Mitte dieser friedlichen Interaktion, schrieen unsere Gäste plötzlich auf und zeigten auf ein größeres Tier welches, sich am Bug der Stenella von der Tiefe erhub. Das Weibchen was mindestens 12m lang und war wahrscheinlich einer der zwei Individuen die wir am Anfang der Sichtung begegneten. Die Gruppe sozialisierte neben uns weiter bevor sie nach einiger Zeit ihre Reise ins tiefe Blaue fortsetzten.
Während unsere Gäste an Bord diese unglaubliche Ansammlung beobachteten, nahm unser Skipper das ganze Spektakel Unterwasser auf und zeigte es im Anschluss an alle Beteiligten nach der Sichtung. Der erster und offensichtlichster Unterschied zwischen eine Sichtung an der Wasseroberfläche zur einer Unterwasser ist dass, man den ganzen Habitus der Tiere bewundern kann. Der zweiter Unterschied sind die Geräusche. Unsere Boote sind generall äußerst still während einer Sichtung, vor allem bei solche, wo riesige Wale dabei sind. Die Stille die durch die Faszination der Gäste während einer Sichtung besteht, macht es auch möglich dass die Tiere sich näher antrauen. Unterwasser ist alles anders. Wie alle Zahnwale, existieren Pottwale in soziale Strukturen und verlassen sich auf eine Variation von Vokalisationen, die der Kommunikation, der Koordination, die Echolokation und der Jagd dienen. Die großen Räuber benutzen die Schallwelllen, welche in ihrem klotzigen Köpfen erzeugt werden, um miteinander zu kommunizieren. Sie tun dies mittels Reihen von „Klicks“, die vor kurzem mit unseren Morse-Code verglichen wurde. Diese Vokalisationen werden durch soziales Lernen erworben und variieren je nach Gruppe, was einer Art von Kultur unter den Tieren zeigt. Es war absolut unglaublich die Resonanz solcher Interaktionen Unterwasser zu bewundern.
Leider wurden solche Versammlungen von Pottwalen in der Vergangenheit zum Leid der Tiere ausgenutzt. Bis 1982, wo der Walfang EU weit eingestellt wurde, waren Pottwale eine angesehene Beute für Walfänger rundum Madeira. Kälber blieben oft an der Wasseroberfläche während ihre Mütter in der Tiefe jagten, und schwammen oft aus Neugier auf ihre lauernden Jäger zu. Die enge Beziehung zwischen den Gruppenmitgliedern, führte dazu dass der Rest den Kleinen folgte und die ganze Herde von den Walfängern abgeschlachtet wurde. Diese Sichtung zeigt nicht nur wie stark die sozialen Beziehungen unter den Tieren sind, sie erinnert uns auch daran dass, wir ein unglaubliches Glück haben diese Tiere in der Wildniss zu begegenen.
Auf Lobosonda’s Unterwatersounds Serie sowie auch auf unsere Social-Media Seiten (Facebook, Instagram) kann man das Unterwasser Video der Versammlung bewundern. Seht euch die Aufnahmen an und vergesst nicht: die Natur ist voll mit wunderschöne Gesänge und Geräusche, wir müssen einfach nur zuhören.
Ihr Guide Paula Thake