Wer Fisch isst und einige der lebhaften Gerichte Madeiras probiert hat, hat vielleicht erkannt, dass einige der Fischarten aus tieferen Gewässern stammen. Der beliebteste kommerziell gefischter Tiefseefisch ist der Schwarzer Degenfisch (A.carbo), der wie andere Tiefseefische mit Langleinen gefangen wird. Madeira war die erste Region in Portugal, die nach Schwarzem Degenfische fischte, eine Tradition, die vermutlich im 17. Jahrhundert begann. Diese großen, gruselig aussehenden Tiefsee-Räuber betreten Madeiras Gewässer, um zu laichen, was bedeutet, dass die Mehrheit der um die Insel gefangenen Tiere ausgewachsen sind.
Unser Kapitän der Ribeira Brava, Sr. Luis, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, erinnert sich daran, Degenfische an Bord traditioneller Boote wie unserer Ribeira Brava, gefangen zu haben. Wir alle wissen jedoch, dass das Fischen heute viel intensiver geworden ist, da die Nachfrage viel höher ist als in der Zeit wo Sr. Luis noch am fischen war. Der Kapitän erinnert sich, wie er die 1km langen Leinen mit 50 Haken ließ, um die Degenfische zu fangen; heute werden Langleinen mit durchschnittlich 3000 Haken verwendet, die jeweils mit ein Stück Tintenfisch-Köder verseht sind. Der Köder zieht jedoch eine Vielzahl anderer Tiefseefische an, insbesondere Haie.
Madeiras tiefes Wasser beherbergt eine Vielzahl von Tiefseehaien, von denen einige früher auf dem portugiesischen Archipel kommerziell ausgebeutet wurden. Ironischerweise wurde angenommen, dass die Degenfisch-Fischerei durch den Fang von Tiefseehaien wie dem Blattschuppiger Schlingerhai (Centrophorus squamosus) und dem Portugiesenhai (Centroscymnus coelolepis) begann, die heute beide als vom Aussterben bedrohte Arten im Nordostatlantik gelten. Nach einem in 2013 veröffentlichten Bericht von MARE Portugal, sind die Schlingerhaie zusammen mit dem Glatter Schwarzer-Dornhai (Etmopterus pusillus) die am häufigsten als Beifang gefangenen Tiefseehaiarten.
Haie sind die Top-Räuber in verschiedenen marinen Ökosystemen und dazu gehört auch die Tiefsee. Leider wachsen sie aber sehr langsam und weisen eine geringe Fruchtbarkeit auf, was bedeutet, dass selbst streng begrenztes Fischen dieser Arten ein ernstes Risiko für ihre Populationen darstellt. Die Tatsache dass diese Haie in Gebiete vorkommen, wo auch Schwarze Degenfische unterwegs sind, hat dazu geführt, dass die zuvor beabsichtigte Ausbeutung dieser gefährdeten Tiere zu einem unbeabsichtigten Kollateralschaden der kommerziellen Fischerei geworden ist. Dies ist besonders problematisch, wenn wir bedenken, dass eine große Menge an Beifängen nicht dokumentiert oder gemeldet werden, was es sehr schwierig macht gute Schätzwerte der gefährdeten Haipopulationen zu kriegen.
Die Portugiesen haben jedoch bestimmte Vorschriften, um den Beifang an ihren Langleinen zu verringern. Boote dürfen beispielsweise ihre Langleinen pro Fanggerät maximal 36 Stunden im Wasser lassen; je weniger Zeit die Langleinen im Wasser verbleiben, desto geringer ist der Beifang. Unglücklicherweise zwingt der starke Rückgang der ebenso gefährdeten Populationen von Schwarzen Degenfischen rund um Madeira die Fischer, während einer Fahrt die Anzahl der Sets zu erhöhen. Die offensichtlich geringere Zahl an Degenfischen in den Fischgebieten Madeiras bedroht die Existenz dieser Fischer, die trotz des geringen Einkommens immer noch ihren Lebensunterhalt damit verdienen.
Dies zeigt, wie komplex das Netz der Schäden ist, das wir für unsere Ozeane geschaffen haben. Die Überfischung bestimmter Arten vernichtet nicht nur ihre Existenz und die von anderen Meerestiere, mit denen sie ihren Lebensraum teilen, sie gefährdet auch die Existenz einiger Fisher und ihren Familien.
Von Paula Thake