Nachdem die Crew und Gäste an Bord unseren traditionellen Bootes am Vormittag Sichtungen mit Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) und Streifendelfine (Stenella coeruleoalba) und den eindrucksvollen Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris) zur Mittags genießen durfte, war ich sehr gespannt, mit welchen Tieren der Atlantik uns am Nachmittag auf der Stenella überraschen wird.
Etwa 4 Seemeilen vor Jardim do Mar sah unser Späher eine Gruppe Vögel, die ein großes Gebiet umkreisten. Als wir uns dem Ort näherten, konnten wir einen großen Schwarm von Goldmakrelen (Mahi Mahi) an der Wasseroberfläche erkennen, die in der Nähe unseres Bootes schwammen. Während wir den Fischschwarm beobachten, rief plötzlich eine unserer Gäste, Sabine Opitz, auf und zeigte auf einen großen Schatten im Wasser. Ich habe die Art sofort erkannt, weil ich sie schon immer sehen wollte. Die weißen Flecken, die den wunderschönen, 8 Meter langen, riesigen, dunkelgrauen Körper bedeckten, haben ihn sofort verraten; es war ein Walhai (Rhincodon typus).
Der Walhai ist eine sich langsam bewegende, pelagische Haiart, die in den tropischen und warm-gemäßigten Gewässern unserer Ozeane lebt. Sie gehören zu den Knorpelfischen oder Chondrichthyes, eine Klasse, die Haie, Rochen, Echte Rochen, Sägefische und Chimären umfasst. Im Gegensatz zu Knochenfischen haben diese Tiere alle ein Skelett, das aus Knorpel und nicht aus Knochen besteht, und ihre Haut ist mit Hautdentikeln anstelle von Schuppen bedeckt. Walhaie haben fünf große Kiemen, die sie zum Atmen verwenden und wie alle Teppichhaie besitzen sie zusätzliche Spiralen, um ihre Atmungsorgane zu belüften. Diese Haie sind ovovivipar, das bedeutet, dass ihre Eier im Körper des Tieres verbleiben, bis sie schlüpfen und das Weibchen dann lebende Welpen zur Welt bringt.
Die Ironie und Schönheit dieser Sichtung liegt in der Tatsache, dass wir während einer Whale-Watching-Tour, die größte lebende Wirbeltierart neben den Meeressäugern begegnet sind. Die einzigen Eigenschaften, welche diesen riesigen Knorpelfischen mit Meeressäuger gemein haben sind ihre Größe und ihre Nahrungsaufnahme. Das Wort „Wal“ wird oft als beschreibender Begriff verwendet, wenn man sich auf etwas Großes bezieht, was den Namen recht passend für diese Art macht, wenn man bedenkt, dass das größte Individuum eine Länge von etwa 12m hatte!! Außerdem ernähren sie sich, genau wie die Bartenwale, ausschließlich von Zooplankton und kleinen Fischen. Walhaie gehören zu den drei bekannten Hai-Arten, die ihre Beute aus der Wassersäule filtrieren. Mit seinem riesigen Maul welchess einen Durchmesser von bis zu 1,5 m erreichen kann (!!), schluckt das Tier große Mengen von Wasser, die anschließend durch die Kiemen ausgestoßen werden, wobei ihre Beute durch Filterplatten herausgefiltert wird.
Wie bei bestimmten Bartenwalen gibt es Orte auf der Welt, an denen sich Walhaie zu bestimmten Zeiten des Jahres zuverlässig versammeln, um sich gemeinsam von Plankton zu ernähren. Man kann daher zu einer gewissen Jahreszeit, Begegnungen mit diesen sanften Riesen erwarten. Madeira gehört nicht zu diesen Orten; Walhaie werden selten rund um den Archipel gesichtet, was dies zu einer sensationellen Überraschung für unser Team macht.
Der Grund, warum sich dieser Blog in erster Linie über den Walhai heute ist, ist nicht nur, weil ich glücklich bin, eine Begegnung mit diesem unglaublichen Tier endlich zu erleben. Diese schönen Kreaturen sind auf der IUCN-Liste als gefährdet gelistet und werden in einigen Teilen der Welt immer noch illegal für ihre Flossen, Haut und Öl gejagt und ausgebeutet. Wie bei den meisten großen Meerestieren sind solche Sichtungen nicht als gegeben anzusehen. Außerdem war dies Lobosondas allererste Sichtung mit einem Walhai, was die Gäste, die an Bord waren, zu echten Glückspilzen macht.
Bei unserer Abendtour auf der Stenella versuchten wir den Hai wieder zu finden, aber leider vergeblich. Stattdessen hatten wir schöne Begegnungen mit Kurzflossen-Grindwalen (Globicephala macrorhynchus), Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) und den selten anzutreffenden Rauzahndelfinen (Steno bredanensis). Die Tiere wurden alle an derselben Stelle gesichtet, an der wir zuvor den Walhai gesehen hatten, was wahrscheinlich darauf hindeutet, dass in der Gegend vorteilhafte Strömungen für die Nahrungssuche herrschen mussten. Diese Sichtungen wickelten einen überwältigend schönen Tag für unser Team ab, und zeigen wiedermal, was für ein großzügiger Gastgeber, der Atlantischer Ozean ist.
Hinweis: Einige Bilder wurden netterweise von unserem Kunden Günter Seng zur Verfügung gestellt 🙂 Vielen Dank Günter 😉
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:00 Große Tümmler, Streifendelfine
13:30 Cuvier Schnabelwale
Stenella
15:30 Atlantische Fleckendelfine, Kurzflossen-Pilotwale, Walhai
18:00 Große Tümmler, Kurzflossen-Pilotwale, Rauzahndelfine
1 Comment
Hallo liebes Labosonda Team,
Vielen Dank dass ihr ein paar meiner Fotos für euren Blog verwenden könntet, ist mir eine grosse Ehre.
War ein großartiges und einzigartiges Erlebnis für uns, bei der ersten Sichtung eines Walhai
von Labosonda , dabei gewesen zu sein.
Die ganze Tour war hervorragend und die Ausführungen von Paula , sowie auch der Kapitän,
einfach Klasse.
Leider war kein von mir erhoffter Pottwal oder springende Delfine dabei. Fotografen wollen halt immer das maximale.
Es wird aber mit Sicherheit nicht die letze Tour mit Euch gewesen sein.
Dann wünsche ich Euch bis zum nächsten mal alles Gute und viel Erfolg.
Liebe Grüsse
Carmen u. Günter Seng