/Ilustration by Katrin Wahner
JA ist die Antwort!
Oft werden wir das von unseren Gästen gefragt. Und ja, klar gibt es hier welche, es ist schließlich ihr natürlicher Lebensraum.
Als Hochseeinsel liegt Madeira weit draußen vor dem afrikanischen Kontinentalschelf und hat ein unermesslich großes Spektrum an ganz unterschiedlichen Meeresbewohnern, wozu auch große Fische gehören wie Marline, Schwertfische, Barrakudas usw. Auf den Ausfahrten sichten wir neben eher seltenen Arten wie beispielsweise Mondfischen, Rochen, Kraken etc. dann auch immer mal wieder Haie. Meistens sind das jedoch nur sehr kurze Momente, bei denen man mal eine Rückenfinne oder schemenhaft die Umrisse der Tiere sieht. Da Haie sehr scheu sind, suchen sie schnell das Weite und tauchen ab.
Die hier am häufigsten gesichteten Haiarten sind: Hammerhaie, Makohaie, Blauhaie und verschiedene Grauhai-Arten. Aber es gibt noch mehr Haiarten im Atlantik und um Madeira herum. Auch weiter unten, in größerer Tiefe leben Haie, die wir an der Oberfläche nicht zu sehen bekommen. Haie sind faszinierende Tiere und bilden evolutionsbiologisch gesehen, eine sehr alte Unterklasse der Wirbeltiere. Viele Jahrmillionen leben sie schon auf unserem Planeten, lange bevor es überhaupt Menschen gab. Die zu den Knorpelfischen zählenden Haie stehen an der Spitze des marinen Nahrungsnetzes und zählen zu den Top Räubern. Ihre Funktion ist die einer „Gesundheits-Polizei“ der Meere, sie spielen eine wichtige Rolle für gesunde marine Lebensräume. Aber dazu gleich.
Am 22.9. konnten Claudia (Guide), Daniel (Skipper) sowie einige Gäste der Stenella Ausfahrt, einen kurzen Blick auf zwei etwa 2 bis 2,50 große Haie werfen. Die Tiere schwammen in der Nähe eines Degenfischerbootes. Einige Fischer waren gerade dabei Langleinen einzuholen und sie an Bord zu ziehen. Sie nahmen die übrig gebliebenen Köderfische von den Haken ab und warfen sie zurück ins Wasser. Wahrscheinlich wurden damit unbeabsichtigt die Haie angelockt.
Vielleicht (wir wissen es nicht genau; da wir leider keine Fotos von den Tieren zur späteren Bestimmung machen konnten) handelte es sich dabei um Exemplare der Art „Weißspitzen Hochseehai“ (Carcharhinus longimanus), auch „Hochsee-Weißflossenhai“ genannt. Sie gehören in die Familie der Grauhaie (Carcharhinidae) und bewohnen weltweit tropische und warm-gemäßigte Hochseeregionen. Weißspitzen Hochseehaie zählen zu den größeren Haiarten. Durch Beifang in der Hochseefischerei und v.a. durch die als „Sharkfinning“ bekannte kommerzielle Haifischerei sind viele Haiarten weltweit sehr dezimiert worden. Auch die Bestände der „Weißspitzen Hochseehaie“ gelten als gefährdet (laut IUCN seit 2008 auf der Roten Liste gefährdeter Arten).
Info zum Weißspitzen Hochseehai (Carcharhinus longimanus)
Aussehen
Körperlänge: maximal bis 3,90 m; in der Regel jedoch eher Größen von 2,50 – 3,00 m.
Charakteristisch sind seine, im Vergleich zu anderen Haiarten, sehr langen und abgerundeten Flossen. Die erste Rückenflosse hat eine weiße, abgerundete Spitze. Die Rückenfarbe ist grau-braun bis bronzefarben. Die Färbung kann regional auch variieren.
Lebensweise
Die Tiere sind tag- und nachtaktiv. Sie halten sich v.a. tagsüber nahe der Wasseroberfläche auf. Anders als Fische, haben Haie keine Schwimmblase, so daß sie immer in Bewegung bleiben müssen, um nicht abzusinken. Ihre große, ölhaltige Leber gibt ihnen jedoch einen kleinen Auftrieb. Haie ernähren sich unter anderem von Makrelen, Thunfischen, Schwertfischen, Barrakudas sowie auch von Meeresschildkröten, Delfinen, Tintenfischen u.a. Sie fressen auch Abfälle von Schiffen und Kadaver anderer Meerestiere (z.B. von Walen).
Die Art wird als neugierig bis aufdringlich gegenüber Tauchern beschrieben. Da es einige dokumentierte Unfälle/Angriffe gibt, wird der Weißspitzen Hochseehai als für den Menschen potenziell gefährlich eingestuft. Die Gefahr von Haiangriffen wird jedoch oft übertrieben. Die Wahrscheinlichkeit von einem Blitz getroffen zu werden, ist weitaus höher als die einer Haiattacke.
Kurze Info zu Haien und deren Bedrohung weltweit
Seit Jahrmillionen (350 Millionen Jahren) schwimmen Haie schon durch unsere Meere, lange bevor der Mensch überhaupt „die Bühne“ betrat. Haie sind hervorragend an das Leben im Wasser angepasst und verfügen über eine Reihe einzigartiger Sinnesorgane. So haben sie beispielsweise ein extrem gutes Riechvermögen und können schon kleine Mengen Blut aus großer Entfernung riechen. Mit ihren „Lorenzinischen Ampullen“ (Elektrorezeptoren am Kopf) spüren sie elektrische Felder anderer Lebewesen, die sich beispielsweise im Sandboden versteckt halten, auf. Haie können sich wohl auch am Erdmagnetfeld orientieren. Im Meer sorgen sie für das ökologische Gleichgewicht. Größere Haiarten haben außer dem Menschen nur den Schwertwal als Feind zu fürchten.
In der heutiger Zeit sind viele Haiarten vom Aussterben bedroht und viele Bestände häufig stark überfischt. Neben asiatischen Fischereiflotten, machen auch europäische Nationen Jagd auf Haie. Oftmals verbergen sich Haiprodukte hinter Namen wie „Schillerlocken, Seeaal“ etc. Viel Haifleisch landet zudem in Tierfutter oder wird zu Fischmehl verarbeitet (Fischfarmen) sowie vermahlen und als Haiknorpel-Produkt vermarket. In Asien gilt Haifischflossensuppe als Statussymbol, dementsprechend zahlen Kunden hohe Summen für diese „Luxussuppe“. Ganz besonders grausam ist das sogenannte „Shark-Finning“, bei dem die Fischer den lebenden Haien die Flossen abschneiden und die verstümmelten Körper wie Abfall über Bord werfen. Zudem verfangen sich Haie ebenso wie Meeressäuger, Meeresschildkröten und andere Meeresbewohner in den verloren gegangenen „Wänden des Todes“ (Geistertreibnetze) und ertrinken.
Auch die zunehmende Vernichtung der „Hai-Kinderstuben“ trägt dazu bei, daß wichtiger Lebensraum knapp wird. Dazu zählt beispielsweise die Abholzung der Küsten Mangroven-wälder um dort Fisch- und oder Shrimpsfarmen an zu siedeln.
Wie können Sie auf den ersten Blick Haie (Fisch) und Delfine (Meeressäuger) unterscheiden?
/Ilustrations by Katrin Wahner
Hier einige äußere Merkmale zur Unterscheidung von Fisch und Meeressäuger:
Haie haben, anders als Delfine, eine senkrecht im Wasser stehende Schwanzflosse, die sich beim schwimmenden Hai schlängelnd seitlich hin- und her bewegt. Die waagerechte Schwanzfluke der Delfine bewegt sich dagegen auf- und ab. Haie besitzen ein unterständiges Maul und einen (je nach Art) meist spitz zulaufenden flachen Kopf. Delfine haben in der Regel einen „Schnabel“ (Ober- und Unterkiefer endständig) und meistens eine gut ausgeprägte Stirn (mit „Melone“; Fettpolster).
Haie atmen über Kiemen und haben seitlich am Kopf hinter ihren Augen fünf Kiemenspalten. Delfine sind Lungenatmer und holen Luft über ihr Blasloch an der Kopfoberseite.
/Written by: Astrid Haas