Die meisten Sichtungen während unsere Touren hier auf Madeira, sind mit Mitglieder der vielfältigen Familie der Zahnwale (Odontoceti), eine Gruppe von Walen, die normalerweise in sozialen Einheiten angetroffen werden. Die meisten dieser Arten können aufgrund offensichtlicher morphologischer und Verhaltens-Unterschiede auf hoher See leicht identifiziert werden. Darüber hinaus, können Unterschiede in der Verteilung von Gruppen von Tiere der gleichen Art sogar zu sichtbaren Veränderungen der morphologischen Merkmale einer Population führen, was zur Entstehung von sogenannten Ökotypen führt. Ein Ökotyp ist verschiedene Rassen einer Art, die unterschiedlichen ökologische Nischen besetzen, was oft zu einem evolutionären Prozess führt, der als Divergenz bezeichnet wird. Heute Vormittag sind wir zwei Arten begegnet, die beide zu dieser Jahreszeit häufig gesichtet werden, und wo solche Ökotypen schon beschrieben sind.
Es wird zum Beispiel angenommen, dass der Kurzflossen-Grindwal (Globicephala macrorhynchus) eine Art ist, die aus drei verschiedenen Typen besteht; der Shiho, der Naisa und der Atlantik-Typ. Im Allgemeinen ist die Art über die tropischen, subtropischen und gemäßigten Breiten innerhalb der Weltmeere verstreut, wobei der Shiho-Typ den Ostpazifik dominiert und der Naisa-Typ im Westpazifik und im Indischen Ozean vorkommt. Naisa-Ökotypen sind auch im Atlantik anzutreffen, was bedeutet, dass wir hier auf Madeira sowohl den Atlantik- als auch den Naisa-Kurzflossen-Pilotwal antreffen können. Diese Forschung basiert auf genetischen Variationen und sehr subtilen morphologischen Unterschieden zwischen den Ökotypen, die selbst bei nahen Begegnungen mit diesen großen, sanften Walen, wie wir sie heute erlebt haben, schwer zu erkennen sind. Da die vorkommende Grindwal-Population auf der Insel gut dokumentiert ist, können zukünftige Ergebnisse der aktuellen Forschung möglicherweise dazu beitragen, dass Wissenschaftler hier auf Madeira Individuen von unterschiedlichen Ökotypen identifizieren können.
Die Atlantische Fleckendelfine (Stenella frontalis), die wir heute ebenso sichteten, zeigten sich wiedermal von ihrer charismatischen Seite und ihr Verhalten bildete somit einen spielerischen Kontrast zu dem der lethargischen Grindwale. Wie die rund um Madeira vorkommenden Großen Tümmler (Tursiops truncatus) sind sowohl Küsten- als auch Offshore-Ökotypen dieser kleinen Delphiniden im Atlantik verstreut, wobei die Letzteren kleiner sind und weniger Flecken haben. Es ist bekannt, dass diese beiden Ökotypen auf den Bahamas vorkommen, aber die Daten über die Populationen dieser saisonalen Besucher auf Madeira reichen nicht aus, um die Sichtungen beider Typen zu bestätigen. Unabhängig vom Ökotyp zaubern diese frechen Delfine unseren Gästen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht und wir sind immer ein bisschen traurig wenn diese wunderbaren Wesen die Gewässer der Insel am Ende der wärmeren Jahreszeit hier auf Madeira verlassen.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Stenella
10:00 Atlantische Fleckendelfine, Kurzflossen-Grindwale