Ich muss zugeben, dass ich mich an meine erste Schnorcheltour mit Lobosonda nicht wirklich erinnern kann, da sie Teil meines Trainings war. Ich habe mich währenddessen eher darauf konzentriert, meine Rolle als Guide in dieser Aktivität und die damit verbundene Verantwortung zu verstehen. Mit anderen Worten, ich hatte keine kurzen Momente, die Begegnung mit den Tieren wirklich zu genießen. Das alles kam etwas später und ich erinnere mich an diese Tour als wäre es gestern gewesen.
Ich war schon immer ein Fan von Schnorcheln. Man könnte sagen, dass Wasser meine persönliche Droge ist, und ich erinnere mich, dass ich mir an dem Tag dachte, wie einladend der ruhige, tiefblauer und kristallklarer Atlantik war. Ich habe unsere Teilnehmer für die Einführung zum Schnorcheln versammelt, von denen die meisten reichlich Erfahrung hatten; Einige waren Taucher, andere waren schon mehrmals schnorcheln und hatten bereits Begegnungen mit den verschiedenen Wundern unserer Ozeane genossen. Zwei der Teilnehmer waren Anfänger und hatten wenig Erfahrung mit Schnorchelausrüstung. Sie hatten alle jedoch eines gemeinsam; Sie waren unglaublich aufgeregt, Delfine im offenen Meer zu treffen. Nachdem wir die Gäste informierten und die Ausrüstung verteilt hatten, brachen wir an Bord unserer Stenella auf, um die Art zu finden, nach der unser Schnellboot liebevoll benannt wurde, die Atlantischen-Fleckendelfine (Stenella frontalis).
Bald hatte Daniel, der Kapitän unseres Schnellbootes, Neuigkeiten. „Wir haben Delfine gefunden“, sagte er. „Zwei Seemeilen noch, mach dich fertig!“. Mein Neoprenanzug war bis zu meiner Taille angezogen, und ich hatte ihn noch nicht einmal richtig zugemacht, als wir ganz plötzlich von Fleckendelfinen umzingelt waren, die fröhlich neben unserem Boot sprangen. Ich sagte unseren begeisterten Gästen, dass sie sich auch vorbereiten sollten, und wir sind dann alle vorsichtig, der Reihe nach, in das kühle Wasser des Atlantiks gerutscht sind und uns entlang dem Schnorchelseil positionierten. Die Delfine, die neben unserem Boot gesprungen sind, waren definitiv in der Nähe. Wir konnten sie auch überall hören, aber wir konnten sie noch nicht sehen. Dann, wie Geister, materialisierten sie sich aus dem blauen Nebel und schwammen spielerisch auf uns zu. Nach zwei Runden Schnorcheln waren alle Gäste zuversichtlicher bei der Aktivität, was mir einige Momente gab, um das Ganze zu genießen.
Das erste, was ich in diesen Moment erkannte, war die unglaubliche Größe der Schule. Um uns herum schwammen mindestens 50 Delfine, hauptsächlich neugierige kleine Jungtiere, was natürlich ein Hinweis war, dass die gesamte Gruppe viel, viel größer gewesen sein musste. Die Jungtiere waren natürlich besonders spielerisch und schwammen immer wieder auf uns zu, bevor sie schnell wieder in die Sicherheit der Gruppe zurückkehrten. Wenn sich Delfine nähern, schwimmen sie Schnabel zuerst auf uns zu, und scannen uns mal ordentlich durch mit ihren Sonar. Wenn wir interessant sind, drehen sie ihren Kopf auf eine Seite um uns kurz anzuschauen. Einige Delfine trauten sich sogar sich manchen von uns sehr zu nähern, andere schwebten einige Zeit neben uns dahin und beobachteten uns von eine Distanz aus. Es war absolut magisch.
Wir bei Lobosonda wissen dass Delfine hoch entwickelte Wesen sind und dass wir Gäste in ihrer geheimnisvollen Welt sind. Wir erzielen daher einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren wo wir passive Beobachter sind. Man könnte sagen, dass das Schnorcheln ertwas invasiver ist als die anderen Touren, weil wir ja direkt mit den Tieren ins Wasser steigen. Daher entwickelte unser Team eine einzigartige Methode für diese besonderen Begegnungen, bei denen unsere Gäste sich an einem Schnorchelseil festhalten und von unserer Stenella vorsichtig durch den Atlantik gezogen werden. So bleiben die Gäste zusammen am Seil, was aus Sicherheitsgründen wichtig ist. Es gibt aber auch den Tieren Zeit, sich zu entscheiden, ob sie sich uns nähern möchten oder nicht.
Den Tieren die Chance geben um für sich zu entscheiden ob sie auf eine Interaktion Lust haben oder nicht ist äußerst wichtig für das Wohlbefinden der Delfine, und ist natürlich auch eine Frage des Respekts. Im offenen Ozean, ihr natürlichem Lebensraum, sind die Tiere uns weit überlegen. Diese bedeutet dass Delfine über die Qualität und Länge dieser Begegnungen entscheiden, was eine dringende Frage in mir aufwirft, die mich weiterhin dazu inspiriert, in die geheimnisvolle Welt der Delfine noch weiter einzuforschen. Warum interessieren sich diese Delfine, besonders so viele von ihnen, für uns? Ich las einige Papers und Bücher und meine Suche brachte mich zu den Erkenntnissen von Dr. Denise Herzing auf den Bahamas, die zusammen mit einem Team von Forschern und Freiwilligen regelmäßig eine Gruppe von Fleckendelfinen treffen. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Tiere eine Selbstwahrnehmung besitzen, ein langfristiges Gedächtnis haben und sich durch ihre „Signaturpfeifen“ gegenseitig erkennen können, können wir nicht ausschließen, dass sie sich auch an bestimmte Menschen erinnern. Warum sie also ständig treffen? Das Wort was wir für so ein Verhalten immer verwenden ist “Neugier”, was meiner Meinung nach eine zu vage Erklärung für dieses komplexe Verhalten gibt.
Trotz der Tatsache, dass wir niemals die eigentliche Motivation hinter der „Neugier“ eines Delfins verstehen werden, ist eines sicher: Wir spielen eine sehr aktive Rolle bei der Qualität solcher Begegnungen. Die Art, wie wir uns im Wasser verhalten, wirkt sich auch auf die Tiere aus, die sich uns nähern wollen. Es ist eine Geschichte die wir schon lange kennen, wo Respekt gegenüber anderen Lebewesen mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt wird, wie auch heute dies der Fall war. Ich durfte dieses Erlebnis mit einer äußerst kooperativen Gruppe von Gästen teilen und bin zuversichtlich, dass ich nicht die einzige bin, die schöne Erinnerungen von diesem sonnigen Morgen am großzügigen Atlantik hat.
von Paula Thake