Während unseren Ausfahrten hören wir diesen Satz immer wieder: “ Oh, was für ein tolles blau oder: das Wasser ist so schön klar und blau.“ Unter einem strahlend blauen Himmel scheint das Wasser azurfarben bis kobaltblau, dann dringen die Sonnenstrahlen weit in die Tiefe und machen das Blau richtig intensiv. Wenn die Nacht herein bricht, scheint sich der Ozean in flüssiges Metall zu verwandeln und sieht dann aus wie galvanisiert.
Bei grauem und trübem Wetter dagegen, wenn Wolken den Himmel verhängen, wechselt die blaue Farbe des Wassers zu einem verwaschenen grün-braun. Auch in den hohen Breiten, an den Polen der Erde ist manchmal intensives Blau zu sehen. Denn sogar in gefrorenem Zustand kann Wasser diese Farbe annehmen. In der Antarktis gibt es tatsächlich blaue Eisberge. Daran erkennen die Nautiker, dass das Eis mehrjährig und dadurch besonders hart ist.
Die Erklärungen wie die Blaue Farbe des Wassers zustande kommt sind komplex. Farben entstehen unter anderem durch das Zusammenspiel von Reflexion und Absorption. Wenn beispielsweise das Sonnenlicht, das auf ein Gewässer auftrifft, eine Wechselwirkung mit den Atomen und Molekülen des Wasserkörpers eingeht, entsteht beispielsweise blau. Auch die Menge von pflanzlichem Plankton und Nährstoffen spielen eine Rolle für die Intensität des Blaus. Das stahlblaue Wasser der Hochsee deutet darauf hin, dass wenige Nährstoffe vorhanden sind. Dann ist die Sichttiefe besonders hoch. Diese Meeresbereiche gleichen biologisch gesehen allerdings eher einer „Wasserwüste“ mit wenig Kleinstorganismen, zumindest in den oberflächennahen Schichten. Die Färbung des Ozeans kann sogar per Satellit aus dem Weltraum ermittelt werden und Hinweise auf aktuelle Algenblüten liefern.
Blau ist generell eine sehr beliebte Farbe. Woher das wohl kommt? Liegt es möglicherweise unter anderem daran, dass Blau auch symbolhaft steht für die Weite des Äthers und die unergründlichen Tiefen der Ozeane? Blicken die Kosmonauten aus dem All auf unseren Planeten, erscheint er wie ein leuchtend blaues Juwel. Dreiviertel der Erde ist mit Ozeanen bedeckt, sie werfen das Sonnenlicht bis ins All zurück. Im Gegensatz dazu erscheinen die Venus sandgelb, der Mars rötlich.
In der Anthroposophie sprach Rudolf Steiner vom Blau als eine der drei Glanz Farben. Glanz des Seelischen meinte er damit. Manchmal wird dem Blau auch nachgesagt, es sei die Farbe der Melancholie. Demgegenüber steht Blau aber auch für positive Eigenschaften wie Vertrauen und Verlässlichkeit. In der Farbtherapie ist es eine beruhigende und entspannende Farbe, mit der sich die innere Balance verstärken lässt. Wenn Patienten in blaues Licht gehüllt werden, mildern sich Verspannungen und sogar Migränepatienten profitieren positiv.
In orientalischen Ländern wurden früher Fenster und Türen blau gestrichen. Auf diese Weise wollte man die guten Geister und den Blick der Götter auf sich lenken. Ein ganzer Wüstenstamm, die Tuareg, werden sogar das „Blaue Volk“ genannt. Traditioneller Weise tragen sie mit Indigo gefärbte Kleidung. Insbesondere ihr Turban und die Gesichtsschleier sind aus tiefem Blau.
Den Blick auf den Horizont gerichtet, unten das Meer, oben der Himmel. Manchmal verschwindet diese feine Linie und dann ist es so, als würden wir weiter schauen, in eine andere Dimension, vielleicht bis in unser Innerstes.
Es hat schon etwas magisches, mystisches, dieses unendliche Blau, das sich vor einem ausbreitet.
Ihre Astrid Haas