Heute hatten wir es mit gleich zwei der insgesamt über zwanzig Schabelwalarten zu tun. Diese Walarten gelten als äußerst scheu und dadurch schwer zu erforschen. GEDULD ist angesagt! Viele Fragen sind bezüglich dieser Tiere noch ungeklärt. Dies zeigt ein weiteres Mal, dass wir nur einen witzig kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes sehen. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, sich mit Verstand und Vorsicht in dieser blauen Welt zu bewegen. Unser Einfluss auf die Ozeane, dessen unendliche Weiten und Tiefen wir nur ansatzweise erforscht haben, dieses komplexe Ökosystem, welches wir bis jetzt kaum durchdrungen haben, muss pfleglich von uns behandelt werden.
Wie spannend, Tieren zu begegnen, sie zu beobachten, von denen wir noch so wenig wissen. Natürlich bedeutet das für uns Guides, dass wir in diesem Moment nicht alle Antworten bereitstellen können. Doch was ich daran mag, ist die Erkenntnis, dass wir immer(!) offen bleiben müssen für die neuen Wunder, für neue Erkenntnisse. Der Geist muss bereit sein, komplett umzudenken, alles auf den Kopf zu stellen. Was kann besser, spannender sein? Das ist ein großes Abenteuer … für den Geist und für das Herz und die Seele. Es ist das Abenteuer der Natur! Dafür bin ich immer wieder dankbar!
Doch nun zu ein paar Einfrücken des Tages …
Relaxt glitten die Blainville Schnabelwale (Mesoplodon densirostris) durch das morgentliche Meer. Ab und an tauchte das Männchen der Gruppe im typisch steil hochkommenen Schwimmstilnach oben. Die Hauer links und rechts mit dem Entenmuschelbewuchs waren gut zu erkennen. Das Kalb noch ganz hell, hielt sich in Mutter’s Nähe auf. Zu wissen, dass diese sonst so schnell entschwundenen Wale, heute ganz in unserer Nähe, entspannt ihrer Wege zogen, war wunderschön.
Im Anschluß gab es das Kontrastprogramm, die stürmisch- wilden Atlantischen Fleckendelfine (Stenella frontalis)sausten durch das Meer. Ein kleines Untergrüppchen kümmerte sich intensivst um ihre Zukunft … wir hoffen das wir das Resultat der Liebe im nächsten Jahr hier bewundern dürfen.
Am Nachmittag gab es zweimal Streifendelfine (Stenella coeruleoalba), die sich wie üblich auf Distanz hielten.
Doch auf dem Rückweg zu Hafen durften unsere Gäste zumindest einen kurzen Blick auf seltene Madeira-Gäste werfen. Cuvier Schnabelwale (Ziphius cavirostris) waren zu Besuch!!
Cuvier Schabelwale sind aufgrund ihres kräftigen Körperbaus, ihres kurzen Schnabels und ihrer einzigartigen Färbung leicht identifizierbar. Der Körper ist dunkelgrau bis hell rostbraun und ihr Kopf ist deutlich heller, fast weiß. Hinter der Melone weisen Cuvier-Schnabelwale eine charakteristische Vertiefung auf. Mit zunehmendem Alter werden die Männchen oft heller und sind von Narben gezeichnet. Manche Tiere haben einen orangen Belag auf der Haut, der von einem Bewuchs mit Kieselalgen stammen kann. Bei erwachsenen Männchen sind an der Spitze ihres Unterkiefers zwei kleine Zähne sichtbar, die bei Weibchen oder Jungtieren nicht zum Vorschein kommen.
Am Abend war dann Warten angesagt! So geduldig waren unsere Gäste und sie hätten es wahrlich verdient, diese hier selten gesehenen Cuvier Schabelwale zu beobachten, doch leider tauchte kein Tier auf. Dies gab uns eine ziemlich konkrete Vorstellung, wie schwierig die Forschungsarbeit mit diesen scheuen Meerressäugern zu gestalten kann.
Zum Abschluß noch zwei Rekordzahlen …nach ein paar kurzen Tauchgängen, entschwinden diese aufregenden Besucher während ihren langen Tauchgängen für 50-90 Minuten in eine Tiefe von 800-1800m. Doch sie sind sogar in der Lage bis 3000 min die Tiefe zu tauchen. Ihre längste gemessene Tauchzeit betrug: 140 Minuten!!!!
von Fatima Kutzschbach
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:00 Blainville Schnabelwale, Atlantische Fleckendelfine
13:30 Atlantische Fleckendelfine
Stenella
09:00 Große Tümmler, Atlantische Fleckendelfine
15:30 Streifendelfine, Cuvier Schnabelwale
18:00 Atlantische Fleckendelfine