Es ist auf jeden Fall ein guter Sonntag, wenn der Tag schon mit einer Wal-Sichtung beginnt. Unser Späher informierte uns über einen großen Sei-Wal (Balaenoptera borealis) circa 5 Seemeilen von Jardim do Mar entfernt, und wir düsten natürlich sofort zum Ort des Geschehens. Nach dem riesigen Blauwal (Balaenoptera musculus), den eleganten Finnwal (Balaenoptera physalus) und den liebenswürdigen Buckelwal (Megaptera novaeangliae) sind Sei-Wale die viertgrößten Bartenwale. Der Umgangsname „Seiwal“ stammt ursprünglich aus Norwegen. Die Wale kamen immer wieder zu einer bestimmten Jahreszeit zur Küste Norwegens um zusammen mit „Pollock“, eine bestimmte Kabeljauart die auf Norwegisch als Sei bezeichnet wird, sich von den Unmengen an Plankton zu ernähren. Da diese großen Meeressäuger Gewässer die weiter entfernt von der Küste sind bevorzugen, haben wir das große Gebiet weit draußen im Atlantik abgesucht. Schließlich fanden wir den Wal und konnten unsere Gäste eine kurze aber schöne Sichtung mit dem Tier ermöglichen.
Sei-Wale zeigen normalerweise ein eher ausweichendes Verhalten gegenüber Boote. Sie weichen unsere Boote aus durch kurzen, seichten Tauchgängen, bei denen sie häufig die Richtung wechseln und jederzeit irgendwo im Gebiet wieder auftauchen können. Man kann den Walen für dieses Verhalten nichts vorwerfen, schließlich wurden die Tiere im 19 und 20 Jahrhundert während den kommerziellen Wahlfang heftig verfolgt, was zu einem alarmierenden Rückgang ihrer Bestände weltweit geführt hat. Heute stehen sie unter strengem Schutz auf internationaler Ebene aber sie werden trotzdem in einigen Teilen der Welt noch erbarmungslos getötet. Mehr als 130 Tiere wurden alleine im vergangenen Jahr im Pazifik während des jährlichen umstrittenen Forschungsprogramms in Japan getötet. Nichtsdestotrotz gibt es einige Gelegenheiten, wo sie neugierig werden und unsere Boote für einige Zeit umkreisen.
Heute war dies nicht der Fall, aber unser Abschied vom Wal ermöglichte eine schöne Sichtung mit Streifendelfinen (Stenella coeruleoalba): eine beeindruckende Delfinart, die für ihre einzigartige Gruppendynamik bekannt ist. In der Mitte der Herde konnten wir einige winzige Kälber entdecken, welche mit der gleichen mühelosen Schnelligkeit ihrer älteren Artgenossen über die Wellen sprangen.
Unsere Gäste an Bord unserer Ribeira Brava genossen zu Mittag Sichtungen mit Pottwalen (Physetermacrocephalus) und Kurzflossen-Pilotwalen (Globicephala macrorhynchus). Diese Meeressäuger gehören zu den am effizientesten dokumentierten und überwachten Arten auf Madeira und werden individuell mittels Foto-ID-Katalogen von Forschern beobachtet. Pottwale erkennt man an den Konturen ihrer Fluke, die in die Luft gehoben wird bevor sie senkrecht in den tiefen, dunklen Ozean abtauchen. Pilotwale, wie alle Delphiniden, können durch ihre Rückenflossen individuell identifiziert werden, und die Monitoring-Projekte bei dieser Art haben gezeigt, dass bestimmte Tiere eine gewisse Ortstreue gegenüber den Gewässern des Archipels zeigen.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
13:30 Kurzflossen-Pilotwale, Pottwale
Stenella
09:00 Seiwal, Streifendelfine