Wir unseren schönen, alten Fischkutter, die Ribeira Brava, nach Funchal zum Betanken. Die Hin- und Rückfahrt dauern jeweils zweieinhalb Stunden und stellen eine nette Tour entlang Madeiras beschaulicher Südküste dar.
Auf der Fahrt aus der Marina in Richtung Osten passiert man zuerst Arco da Calheta und Madalena do Mar – viele Bananenplantagen, Häuser entlang der Straße und ein langer Kiesstrand. Als nächstes folgt Ponta do Sol mit der Brücke auf die vorgelagerten Felsen im Meer bevor man an der zerstörten und verlassenen Marina in Lugar de Baixo vorbeifährt. Von See aus hat man einen guten Blick ins Tal bei Ribeira Brava und es ist nicht minder beeindruckend unter den riesigen Klippen von Cabo Girão entlang zu schippern.
Auf der gesamten Stecke konnten wir fliegende Fische (Exocoetidae) aus dem klaren Wasser aufsteigen und über die Oberfläche gleiten sehen. Doch vor Câmara de Lobos war etwas anderes im Wasser. Es war ein Meeressäuger, jedoch kein Wal oder Delfin – da war eine Mittelmeer Mönchsrobbe (Monachus monachus), die sich an der Oberfläche ausruhte und die Morgensonne genoss.
Diese faszinierenden Meeresbewohner können bis zu 2,5 m lang werden. Sie lebten bereits lange vor den ersten menschlichen Siedlern, die im 15. Jahrhundert ankamen, auf Madeira. Die frühen Seefahrer fanden unzählige der Robben am Strand einer kleinen Bucht und benannten die Stelle in „Câmara de Lobos“. Dies bedeutet übersetzt „Bett der (See) Wölfe“. Der Name blieb, doch die Robben sind längst verschwunden.
Mit weniger als 500 verbliebenen Individuen gehört die Mittelmeer Mönchsrobbe zu den meist gefährdeten Säugetieren der Erde. Die lokale Population auf dem Madeira Archipel umfasste nur noch weniger als 10 Tiere in den 1980er Jahren. Dank intensiver und strikter Schutzmaßnahmen der verbliebenen Kolonie auf den Desertas Inseln südlich Madeiras stieg die Individuenzahl in den letzten Jahrzehnten auf etwa 40 Tiere an. Hoffentlich wird dieser Trend bestehen bleiben und wir können die seltenen Mönchsrobben zukünftig häufiger bei unseren Touren draußen auf dem Meer beobachten!
von Jan-Christopher Fischer