Eine Fahrt mit unserem Schnellboot „Stenella“ ist immer erfrischend, der leichte Fahrtwind über den Wellen, ein bisschen Spitzwasser hier, ein kleiner Sprung aus dem Wogen dort. Heute war es besonders erfrischend. Wir bekamen eine Information von unserem Späher, er hatte „etwas Großes“ erblickt.
Also fuhren wir 4 Meilen raus, verlangsamten die Fahrt und warteten. Nach ein paar Minuten sahen wir das erste Anzeichen eines Tieres, eines wahren Giganten der Tiefe – ein Pottwal (Physeter macrocephalus). Diese Wale sind Meeresbewohner der Superlative. Männliche Tiere können länger als 90 Minuten unter Wasser bleiben, wobei sie Maximaltiefen von bis zu 3000 m erreichen können. Glücklicherweise mussten wir nicht so lange warten und konnten einen flachen Blas in der Ferne erkennen. Solch eine kleine Wolke über der Wasseroberfläche ist ein gutes Anzeichen für Großwale. Als wir uns dem Tier vorsichtig näherten, drehte dieses plötzlich bei und schwamm parallel an uns vorbei. Das Tier war länger als unser Zodiak. Eine Geschlechtszuordnung war nicht möglich. Generell werden die Männchen bis zu 20 m lang und an die 50 t schwer. Die Pottwaldamen sind deutlich kleiner, sie können bis zu 12 m an Länge und ein Gewicht von etwa 20 Tonnen erreichen.
Das Tier tauchte etwas später ab nachdem es seine große Fluke senkrecht aus dem Wasser gestreckt hatte. Doch dies war nicht der einzige Pottwal in unserer Nähe. Wir entdeckten einen weiteren Blas nicht allzu weit vor unserem Bug. Diesmal handelte es sich um zwei extrem neugierige Wale: eine Mutter mit ihrem Kalb. Das Junge war winzig im Vergleich zu seiner Mutter. Neugeborene Pottwale sind bereits 3 bis 4 m lang. Dieses Walkind war wohl ein paar Jahre alt. Die beiden blieben einige Zeit dicht unter der Oberfläche in unserer Nähe. Wir konnten ihre Bewegungen unter Wasser sehen, wobei die hellen Körperunterseiten hin und wieder zur Oberfläche durchschimmerten.
Doch das Highlight sollte noch kommen. Die Pottwale entschieden etwas näher zu kommen, sie schwammen an unsere Seite bis ihre massigen rechteckigen Köpfe direkt am Heck durch die Oberfläche der leicht aufgewühlten See brachen. Wir waren alle begeistert. Zum Glück hatte unser Skipper Daniel dieses Verhalten erahnt und seine Unterwasserkamera in Position gebracht. Wir sahen uns die einmaligen Aufnahmen direkt an Bord an and verließen die Giganten der Tiefe zutiefst fasziniert und glücklich über diese unglaubliche Begegnung.
von Jan-Christopher Fischer
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
13:30 Große Tümmler
Stenella
15:30 Pottwale, Unechte Karettschildkröte