Der Atlantik hat uns heute vor Freude strahlen lassen; im Laufe des Tages gelang es unser Team Sichtungen mit vier verschiedenen Meeressäugerarten zu schaffen. Am Vormittag begegneten wir den interaktiven Kurzschnabel-Gewöhnlichen-Delfinen (Delphinus delphis) sowie die eher scheuen Streifendelfine (Stenella coeruleoalba). Auf beiden Touren stießen wir auf eine kleine Herde von Großen Tümmler (Tursiops truncatus) und trafen am Nachmittag auch einige entspannte Kurzflossen-Pilotwale (Globicephala macrorhynchus).
Eine sehr häufige Frage unserer Gäste, das insbesondere bei Sichtungen mit extrem aktiven und dynamischen Arten wie den Tümmlern vorkommt, lautet: Wie schlafen diese Tiere? Dies ist eine sehr gute Frage, vor allem weil alle Meerssäuger bewußt atmen. Die Tiere kontrollieren aktiv die Schließmuskeln, welche an der Wasseroberfläche das Blasloch öffnen und es beim Abtauchen wieder schließen. Die Definition und Dauer von Schlaf variiert generell sehr im Tierreich. Für einige Landsäuger, einschließlich den Menschen, umfasst der Schlaf ein teilweise oder vollständige Bewusstlosigkeit, während dem die willkürliche Muskelkontrolle sowie die Aktivität der Sinnesorgane fast vollständig deaktiviert werden. Meeressäuger müssen jedoch auf ihre Atmung und ihre Umgebung achten während sie schlafen, wie schaffen sie das?
Wie unser Gehirn sind auch Delfingehirne in zwei Hemisphären unterteilt, die über eine Brücke, die als Corpus Callosum bezeichnet wird, miteinander „kommunizieren“. Während des Schlafes geht eine Hemisphäre in „Standby-Modus“, während die andere Hemisphäre nahezu voll aktiv bleibt. Während die eine Hälfte des Gehirns „schläft“, wird das Auge auf der gegenüberliegende Seite geschlossen und die andere Hemisphäre überwacht die Umgebung und kontrolliert die Atemfunktionen. Die Dauer solcher Schlafperioden hängt ganz von der Art ab. Normalerweise treibt das Tier oder schwimmt einige Minuten lang sehr langsam an der Wasseroberfläche.
Während dieses sogenannten „unihemispherischen Schlafes“ speichern und zentralisieren Delphine neue Erinnerungen in ihrem Gehirn und ruhen ihren Körper von ihren täglichen Aktivitäten aus. Nun taucht eine weitere Frage auf; ist es möglich dass Delfine auch träumen? Beim Menschen ist das Träumen mit einem physiologischen Ereignis verbunden, das als REM („rapid eye movement“) bezeichnet wird. REM wurde sechs Minuten lang in einer einzigen Nachtaufnahme eines Kurzflossen-Pilotwals sowie in Tümmler dokumentiert.
Trotz der Tatsache, dass sie sich ihrer Umgebung immer noch bewusst wahrnehmen, während sie schlafen, sind träumende Delphine während dieser Zeit trotzdem mehr verletzlich als sonst. Hier sind ihre Beziehungen mit anderen Artgenossen sehr nützlich. Andere Delfine innerhalb der Gruppe sorgen dafür, dass das Tier während dem Schlafen regelmäßig nach Luft schnappt. Diese sogenannten „Schutztiere“ geben uns einen weiteren Grund, diese hoch entwickelten, bemerkenswerten Wesen zu schätzen.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Stenella
10:00 Große Tümmler, Kurzschnabel-Gewöhnliche-Delfine, Streifendelfine
15:00 Große Tümmler, Kurzflossen-Pilotwale