Nahrung ist ein wichtiger Schlüsselfaktor für die Anwesenheit von Meerestieren. Gibt es nix zu fressen, müssen die Meeressäuger weit umher ziehen auf der Suche nach einer Mahlzeit. Heute gab es einen reich „gedeckten Tisch“ und das hat sich schnell herum gesprochen. Am Nachmittag beobachteten wir etwa 6-8 Wale beim Fressen. Mit Sicherheit waren die meisten von ihnen Tropische Wale, (Bryde Wale). Eventuell waren auch Seiwale darunter. Wir haben schon mehrfach über das Dilemma berichtet, wie schwierig es in freier Wildbahn ist, diese beiden Arten genau zu identifizieren. Kein Wunder, sehen sie sich doch sehr ähnlich und können am besten an der Zahl ihrer Kopfleisten (Bryde Wal hat drei) unterschieden werden. Sofern man es schafft einen Blick auf den Kopf zu erhaschen.
Beim Fressen bewegten sich die Wale schnell, waren dynamisch und schnauften oft und geräuschvoll. Teilweise kamen sie mit ihrem Oberkörper hoch und schnellten nach vorne. Die Bartenträger (Mysticeti) zählen zur Familie der Furchenwale. Diese haben an der Kehle Längsfurchen, die sich beim Fressen wie eine Ziehharmonika dehnen können. Als sogenannte Schluck-Filtrierer nehmen sie große Mengen Wasser mit darin eingeschlossenen Beutetieren (kleine Schwarmfische, Kalmare und Krebse) auf. Presst der Wal anschließend das Meerwasser durch seine Barten wieder nach außen, bleibt die Beute in der Mundhöhle an der ausgefransten Seite der Barten hängen. Auch eine Schule Gewöhnlicher Delfine war am Fressen. Klein und wendig bewegten sie sich um ihre großen Verwandten herum. Delfine fangen ihre Beute Stück für Stück, halten sie mit ihren Zähnen fest und verschlucken den Leckerbissen direkt und unzerkaut.
Auf der Abendtour – wir fuhren nochmal zur gleichen Stelle – fanden wir noch drei Blainville Schnabelwale, die in östliche Richtung unterwegs waren. Die Gewöhnlichen Delfine, die wir kurze Zeit später erneut zusammen mit den Bartenwalen sichteten, schienen inzwischen satt zu sein. Anstelle von schnellen Jagdmanövern, waren sie jetzt ruhiger, kamen nah ans Boot, hielten ihre Schwanzfluken in die Luft (Kopfstände), streckten ihre Köpfe aus dem Wasser und wackelten damit hin und her.
Das ganze bei Sonnenuntergang – ein wunderbarer Tagesausklang auf dem Atlantik.
von Astrid Haas
Sichtungen des Tages:
Stenella
09.00: Gewöhnliche Delfine (Schnorcheltour)
15.30: Gewöhliche Delfine, Tropische Wale (und Seiwal?)
18.00: Blainville Schnabelwale, Tropische Wale und Gewöhnliche Delfine
Ribeira Brava
13.30: Gewöhnliche Delfine