Nachdem ich eine Woche auf meiner kleinen Mittelmeerinsel Malta verbracht hatte, kehrte ich mit viel Vorfreude auf Delfin-Sichtungen wieder nach Madeira zurück. Wenn mann auch nur ein wenig Zeit auf einem anderen, sehr unterschiedlichen Insel verbringt, ist es unmöglich die zwei Inselgruppen nicht zu vergleichen. Die beiden unterscheiden sich in ihrer Kultur, ihrer geologischen Geschichte, ihrer Landschaft, aber auch in der Vielfalt ihrer Flora und Fauna. Auf Madeira gibt es beispielsweise eine viel größere Vielfalt an Meeres-Makrofauna, wie Wale und Delfine, als im Mittelmeer.
So. Unterschiedlich die Beiden in ihrer Landschaftlich sind, gibt es trotzdem Unterwasser etliche Gemeinsamkeiten. Die Straße von Gibraltar verbindet beide Gewässer und ermöglicht den Durchgang von einigen Meerestieren, von den gemäßigten Gewässern des Mittelmeers leben, in den Atlantik zu wandern und umgekehrt. Viele der Fischarten, denen wir im Mittelmeer begegnen, wie der Zackenbarsch (Epinephelus marginatus), der Meerjunker (Coris julis) und der Papageienfisch (Sparisoma cretense), sind hier auf Madeira auch an den Küstenriffen zu sehen. Das Gleiche gilt für bestimmte Meeressäugerarten wie die Kurzschnabel-Gewöhnlichen-Delfine (Delphinus delphis), die wir heute sichteten. Diese saisonalen Besucher begegnen wir häufiger in den Wintermonaten auf Madeira, im Mittelmeerraum sind sie jedoch leider selten anzutreffen. Der Grund für diesen massiven Rückgang der Populationen im Mittelmeer ist die massive Überfischung und die daraus resultierende Erschöpfung ihrer Beute. Glücklicherweise sind die Auswirkungen der Überfischung im weiten Atlantik geringer, aber die sorgfältige Überwachung der Populationen durch Wissenschaftler ist trotzdem äußerst wichtig.
Die gefährdeten Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta) werden oft an sonnigen Tagen an der Wasseroberfläche des Atlantiks gesichtet und kommen hierher um sich während ihren langen Reisen durch die Ozeane kurz zu erholen. Die Maltesischen Inseln haben eine ganz andere Bedeutung für diese Art. Auf Malta werden gewisse Sandstrände als Nisstrände bezeichnet, zu denen die Schildkröten jedes Jahr zurückkehren um ein Nest mit etwa 90 bis 110 Ping-Pong-Eier zu legen. Leider werden Schildkröten aber nicht oft gesichtet; die Strände wurden immer noch nicht in Schutzgebiete umgewandelt und sind im Sommer mit Menschen überflutet. Auf Madeira wird die Art viel intensiver erforscht und überwacht, und verletzte Tiere werden auch zu einem viel besser finanzierten Rescue Center (ein Muss für alle Orte wo Schildkröten vorkommen) hier auf der Insel gebracht als auf Malta.
Meine Heimatinsel ist auch Nistplatz für andere philopatrische Tiere; Meeresvögel nisten gerne in den Spalten unserer weichen Kalksteinfelsen, besonders auf den kleinen Inseln Filfla und Cominotto. Eine dieser Arten, die Sepiasturmtaucher (Calonectris diomedea), gilt als der mediterrane Cousin des Gelbschnabelsturmtauchers (Calonectris borealis), eine Art die hier auf Madeira nistet. Die beiden Arten sind in der Tat so eng miteinander verwandt, dass sie bis vor kurzem als eine einzige Art (Calonectris diomedea borealis) galten. Auch hier kann Malta viel von Madeira lernen. In Portugal konnten sich Populationen von zuvor gefährdeter Vogelarten, durch die Einrichtung von terrestrischen und marinen Schutzgebieten, erholen. Die Bekämpfung der Lichtverschmutzung und der Zerstörung von Lebensräumen ist der nächste erwartete Schritt im landesweiten Versuch, Zugvogelarten und nistende Meeresvogelarten zu schützen. In Malta werden die Schutzgebiete nicht überwacht und die unregulierte Jagd findet jeden Frühling statt, wo mehrere gefährdete Arten oft vom Himmel geschossen werden.
Versteh mich nicht falsch; Ich möchte hier niemanden von Malta abbringen und für Madeira werben. Ich liebe meine Heimatinsel und bin stolze Malteserin, vor allem weil einige Menschen sehr hart für die Umwelt dort kämpfen. Es gibt jedoch in mehrfacher Hinsicht viel Raum für Verbesserungen und was das Management von Umweltproblemen anbelangt, ist Madeira einfach ein hervorragendes Beispiel.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Stenella
15:00 Kurzschnabel-Gewöhnlichen-Delfine, Unechte Karettschildkröte