Heute Vormittag waren die Bedingungen näher an der Küste zwar gut, der Wind nahm jedoch weiter draußen zu und veranlasste unserer Ribeira Brava dazu weit in den Osten zu fahren bis wir eine Gruppe von Streifendelfine (Stenella coeruleoalba) entdeckten. Die taxonomischen Cousins dieser wunderschönen ozeanischen Delfinen, die Atlantische Fleckendelfine (Stenella frontalis), wurden noch zusätzlich von unserem Schnellboot gesichtet, zusammen mit einer Herde Kurzflossen-Grindwale (Globicephala macrorhynchus). Für die Nachmittagstour, scannte die Ribeira Brava das gleiche Gebiet ab und hatte am Ende Glück; eine kleine Gruppe von Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) war außerhalb von Calheta auf den windigen Atlantik unterwegs, und surften während der Sichtung die Wellen.
Das Gute an so einer langen Suche, ist das man genug Zeit hat, um sich über interessante Themen zu unterhalten. Eine interessante Frage kam dann von einer der Gästen: Was machen Delfine eigentlich Nachts? Wir betrachten die Nacht als eine Zeit der Ruhe und, da das Meer nachts am dunkelsten ist, warum sollten Delfine diese Zeit nicht auch nutzen, um sich auszuruhen? Wir wissen eigentlich nicht, was Delfine nachts tun, aber man kann stark annehmen dass die Tiere, in so einem dunklen Lebensraum, sich noch mehr auf ihren Biosonar verlassen müssen. Delfine können aufgrund ihrer akuten akustischen Fähigkeiten nachts jagen, soziale Kontakte pflegen und in der Tiefe navigieren. Einige Arten, wie die Kurzflossen-Grindwale, gelten sogar als nachtaktive Jäger und diese Tatsache wirft eine weitere Frage auf: warum in der Nacht jagen wenn bei Tageslicht das Ganze doch viel leichter geht?
Grindwale jagen ja Tintenfische, die zusammen mit einer Vielzahl anderer mesopelagische Meerestiere nachts in seichteren Bereiche der Wassersäule wandern, um sich bei niedrigeren Raubdruck von dem reichlich vorhandenen Plankton zu ernähren. Diese sogenannte Diel-Vertikalwanderung ist so umfangreich, dass die wandernden Organismen sogar eine Schicht in der Wassersäule bilden, die von Sonarbetreibern auf Schiffen erkannt werden kann. Diese außergewöhnliche Schicht wird als „Deep Scattering Layer“ (DSL) oder “Phantom-Grund“ bezeichnet, da sie den Eindruck eines falschen Meeresbodens in seichteren Tiefen gibt.
Auf der gestrigen Stenella-Tour fand unser Team einen kleinen Laternenfisch (Ceratoscopelus warmingii), der an der Oberfläche mit dem Tod kämpfte. Dieser mesopelagischer Fisch gilt als DSL-Organismus, der tagsüber in Tiefen von bis zu 1500 m verbleibt und nachts rauf bis zu 20 m unter der Wasseroberfläche wandert. Es sieht so aus, als hätte dieser kleine Kerl es nicht rechtzeitig nach unten geschafft. Das Exemplar wurde gesammelt und zur Meeresbiologiestation in Funchal gebracht, um den Wissenschaftlern auf Madeira einen kleinen Einblick in unseren Phantom-Grund zu gewähren.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:00 Streifendelfine
13:30 Große Tümmler
Stenella
09:00 Atlantische Fleckendelfine, Kurzflossen-Grindwale, Streifendelfine
15:30 Atlantische Fleckendelfine, Große Tümmler