Bei Kurzflossen Pilotwalen (Globicephala macrorhynchus) und Pottwalen (Physeter macrocephalus) herrscht ein deutliches Matriarchat. Die sozialen Gruppen dieser Arten bestehen meist aus Weibchen und ihren Nachkommen. Ein erfahrenes älteres Weibchen übernimmt die Rolle des Leittiers. Es entscheidet über Wanderungen, Tauchgänge und Jagdgebiete. Das Wissen der Matriarchin über Nahrung und Gefahren ist überlebenswichtig. Junge Männchen bleiben bis zur Geschlechtsreife in der Muttergruppe. Danach verlassen sie den Verband und schließen sich lockeren Junggesellengruppen an. Weibchen hingegen bleiben ihr Leben lang in der mütterlichen Linie. So entstehen stabile soziale Einheiten, die oft über Jahrzehnte bestehen. Das Matriarchat sorgt für starke Bindungen und generationenübergreifendes Lernen.
Bei den Atlantischen Fleckendelfinen (Stenella frontalis) und Großen Tümmlern (Tursiops truncatus) ist die Struktur anders. Hier existieren komplexe Hierarchien, die eher auf Dominanz und Allianzen beruhen. Besonders Männchen bilden oft Koalitionen, um Zugang zu Weibchen zu sichern. Die Rangordnung ergibt sich durch Stärke, Erfahrung und soziale Bündnisse. Es gibt zwar enge Mutter-Kind-Bindungen, aber keine dauerhafte Matriarchatsstruktur. Gruppen können sich häufig auflösen und neu zusammensetzen. Dieses „Fission-Fusion-System“ macht die Gemeinschaft sehr flexibel. Freundschaften und Kooperationen sind entscheidend für den sozialen Status. Manche Männchen arbeiten zusammen, um Weibchen zu umwerben oder zu verteidigen. Auch unter Weibchen gibt es Hierarchien, wenn auch weniger ausgeprägt.
Während also Wale wie Pott- und Pilotwale auf stabile, matriarchale Linien bauen, zeigen Delfine wie Fleckendelfine und Tümmler ein dynamisches Rangsystem. Das Wissen älterer Weibchen ist bei Delfinen weniger dominierend als bei Walen. Dafür sind soziale Intelligenz, Flexibilität und Bündnisse entscheidend. Beide Systeme haben sich evolutionär als erfolgreich erwiesen. Das Matriarchat sichert Langzeitstabilität und Traditionen. Die Hierarchie der Delfine erlaubt schnelle Anpassung an wechselnde Situationen. So spiegeln die unterschiedlichen Sozialstrukturen auch die Lebensweisen wider. Wale sind oft tiefseeorientierte Nahrungssucher mit festen Routen. Delfine nutzen eher dynamische Küsten- und Hochseehabitate mit wechselnden Ressourcen.
Von Fatima Kutzschbach
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:00 Große Tümmler, Pilotwale
13:00 Pilotwale
Stenella
09:30 Atlantische Fleckendelfine, Große Tümmler, Pilotwale
13:30 Atlantische Fleckendelfine, Große Tümmler, Pilotwale, Pottwal
16:30 Atlantische Fleckendelfine, Pottwale